Die Geschichte des Iran
15.Februar 2012
Sobald man den Iran erwähnt, denken die meisten an ein dritte Welt Land welches unter einer schrecklichen Diktatur der Mullahs langsam zu Grunde geht. Doch die Geschichte des Irans ist vielfältiger als zunächst angenommen. Eine Geschichte, welche sowohl die Bundesrepublik Deutschland, als auch den Rest der westlichen Welt beeinflusst und geprägt hat.
Die ersten Menschenrechte
Im Jahr 538 v. Chr., nach der Eroberung Babylons durch die Perser, ließ der damalige Perserkönig Kyros der Große eine Proklamation auf einem Tonzylinder stechen. Dieser Kyros Zylinder berichtet über den Sturz des Königs von Babylon, Nabonid. Er berichtet weiter von der Befreiung und Rückkehr der Hebräer. Im Alten Testament (Buch Esra) wird Kyros als der Retter (Messias)der Hebräer erwähnt, da er ihnen neben der Rückkehr nach Babylon ebenfalls die freie Ausübung ihrer Religion ermöglichte. Auf dem Tonzylinder nennt Kyros die Frauen „Geschöpfe Gottes“, welche einen besonderen Schutz und Zuneigung benötigen. Weiter heißt es auf dem Zylinder, dass die Babylonier für jegliche Arbeit, die sie verrichten entlohnt und nicht ausgebeutet werden dürfen.
Die freie Ausübung der Religion, Rechte für die Frauen und Verbot der Sklaverei gelten als die ersten Grundsteine für die Menschenrechte die 2000 Jahre später von den Vereinten Nationen verfasst wurden. Der Kyros- Zylinder, auch Kyros Edikt genannt, wird zurzeit leihweise im U.N. Gebäude in New York ausgestellt.
Goethe und Hafes
1872 veröffentlichte Johann Wolfgang von Goethe das Buch „West-östlicher Diwan“, eine Ansammlung von poetischen Schriften. Laut Goethe diente der Diwan-e Hafes als Vorlage. Verfasst wurde dieser vom persischen Dichter Hafese Shirazi im 14 Jahrhundert. Der Sohn eines Kohlehändlers schrieb in seinen Gedichten meist über Romantik und Liebe, später jedoch auch Protestlieder. Goethe war von Hafes‘ Gedichten so angetan, dass er ihn als sein großes Vorbild und sogar „Bruder“ bezeichnete. An diese Begebenheit erinnert das Goethe-Hafes Denkmal in Weimar.
Goethe über Hafes:
„Und mag die ganze Welt versinken,
Hafis mit dir, mit dir allein
Will ich wetteifern! Lust und Pein
Sei uns, den Zwillingen, gemein!
Wie du zu lieben und zu trinken,
Das soll mein Stolz, mein Leben sein.“
Der Shah von Iran
Seit Mitte der 30er Jahre war der Iran von britischen Truppen besetzt. Um den schein von Unabhängigkeit zu wahren, wurde 1941 Reza Pahlawi zum neuen Shah von Iran ernannt. Im Gegenzug versprach er den Briten seine volle Unterstützung im Kampf gegen Hitler. Die Unterstützung ging so weit, dass die Engländer bis zu 92% des Nettogewinns aus dem Ölverkauf für sich beanspruchten und die restlichen 8% zum größten Teil im Besitz der Monarchen Familie blieb. Nach dem Ende des 2. Weltkriegs forderten mehrere iranische Politiker das Ende des Öl Deals. Die Forderungen nach Verstaatlichung des Ölverkaufs wurden Anfang der 50er Jahre immer lauter.
So forderte der damalige Premierminister Mossadegh zunächst eine 50%ige Beteiligung des Irans, doch die Briten lehnten ab. So zog Mossadegh vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag, was die Briten dazu veranlasste den Persischen Golf mit Kriegsschiffen zu blockieren. Die daraus folgende Wirtschaftskrise zwang den Schah Mossadegh den Rücken zu kehren und sich dem Druck der Briten zu beugen.
Dieser erste Schritt Mossadegh zu stürzen brachte dem Schah einen neuen Verbündeten: Die USA. So stellte im April 1953 der damalige CIA-Direktor Allen Dulles ein Budget von einer Millionen US-Dollar bereit um Mossadegh zu stürzen. Der Shah stellte Mossadegh unter Hausarrest wo er später verstarb.
Gelenkt von seinen neuen Verbündeten, den USA, begann der Shah mit der Verfolgung und Inhaftierung von Oppositionellen. So genannte „Marxisten“ wurden wegen Gefährdung der Monarchie im Fernsehen und Radio vorgeführt und zum Tode verurteilt. Geständnisse für diese Schauprozesse wurden oft durch Folter erzwungen.
Der Shah von Iran in West Berlin
Vom 27. Mai bis zum 4. Juni 1967 besuchte der Shah von Iran mit seiner Frau Farah West Berlin. „Der König der Könige“ war unter den Studenten als „Marionette“ und „eiskalter Diktator“ bekannt. Studentenproteste überschatteten den Besuch des Monarchen. Plötzlich eskalierten die Proteste. Geheimagenten des Shahs fingen an mit Holzbalken auf die Protestler einzuschlagen. Deutsche Polizisten kamen zur Hilfe. Jedoch halfen sie zum Erstaunen aller nicht den Protestlern, sondern schlugen zusammen mit den „Prügelpersern“ auf deutsche Studenten ein. Bei den Auseinandersetzungen wird der Student Benno Ohnesorg vom Polizeiobermeister Karl-Heinz Kurras erschossen. Dieses Ereignis gilt als Auslöser für die Radikalisierung der Studentenbewegung und die Gründung der Roten Armee Fraktion (RAF).
Der Sturz des Shahs
Auch im eigenen Land ließen die Proteste nicht lange auf sich warten. Im Frühjahr 1979 musste der Shah das Land schließlich verlassen. „Ich bin müde und brauche eine Pause“ waren einer der letzten Sätze, welche er auf iranischem Boden sprach. Doch auf der Suche nach einem geeigneten Ort für sein Exil begann die Odyssee des einstigen „König der Könige“. Nach seinem Besuch in Ägypten wollte der Shah in die Vereinigten Staaten reisen, diese verweigerten ihm jedoch die Einreise. Der einstige Verbündete kehrte ihm den Rücken.
Khomeinis Ankunft
Am 1. Februar 1979 kehrte Ayatollah Khomeini aus dem Exil in Frankreich zurück in den Iran. Von einem Reporter gefragt was er empfinde nach so langer Zeit in sein Heimatland zurückzukehren antwortete Khomeini mit: „Nichts“.
Khomeini erklärte die Regentschaft des Premierministers Bachtiar für ungültig und ließ die islamische Republik ausrufen und erklärte sich selbst zum „Geistigen Führer“ (Vellayat-E Faqih). Khomeinis Macht war somit größer als die des Präsidenten.
Khomeini:
„Wenn 80 Millionen Iraner etwas sagen und ich etwas anderes, zählt mein Wort“
Währenddessen kam der Krebskranke Shah, nachdem er unter anderem in Ägypten, Marokko und Mexiko um Asyl bat, in New York an um sich im Medical Center behandeln zu lassen. Im Iran ging schnell die Meldung um die USA gewähren dem Shah Asyl, was im November 1979 zur Erstürmung der US-Botschaft durch direkten Befehl Khomeinis geführt hat. Die Amerikaner waren gezwungen den Shah zur Ausreise zu drängen. Auch der einstige Handelspartner Deutschland verweigerte dem Shah Asyl. Dieser war letztendlich gezwungen nach einem Zwischenstopp in Panama zurück nach Kairo zu fliegen, wo er letztendlich seinem Krebsleiden unterlag.
Die „gestohlene Revolution“
Der erste Konflikt begann kurz nach der Revolution in den 80er Jahren. Die bürgerliche Opposition, die Volksmojahedin (MEK/PMOI), zweifelte die Rechtmäßigkeit des selbsternannten „Geistigen Führers“ an. Der Vorsitzende der Partei, Masoud Rajavi, bezeichnete Khomeini als „Nicht Demokrat“ und forderte seine Zurückhaltung bei politischen Fragen. Dies führte dazu, dass die Partei von den Präsidentschaftswahlen und den folgenden Parlamentswahlen ausgeschlossen wurde. Khomeini bezeichnete die MEK als „Revolutionsfeindlich“ und „Ungläubige deren Anhänger den Tod verdienen“. Nach mehreren Überfällen auf Parteizentralen der MEK und unzähligen Opfern von Verfolgung, Folter und öffentlichen Hinrichtungen, beschloss die Führung der MEK den bewaffneten Widerstand gegen Khomeini. Die MEK war gezwungen ins Exil in den benachbarten Irak zu fliehen. Allein im Jahr 1988 wurden auf Befehl Khomeinis 30.000 Mitglieder der MEK hingerichtet.
Khomeini:
„Weil die verräterischen PMOI-Mitglieder nicht an den Islam glauben, obwohl sie anderes behaupten, und wegen ihres systematisch mit militärischen Mitteln geführten Krieges an den nördlichen, westlichen und südlichen Grenzen Irans, wegen ihrer Zusammenarbeit mit der Baath-Partei Iraks und ihrer Spionage für Saddam Hussein gegen unsere moslemische Nation, wegen ihrer Verbindungen zum Westen und wegen der brutalen Schläge, die sie von Beginn an gegen die Islamische Republik gerichtet haben, müssen alle Mitglieder der PMOI und die, die die PMOI weiter unterstützen, als Feinde betrachtet und daher hingerichtet werden.“
Noch heute erinnert der jährliche Besuch von hunderten Verwandten am Massengrab „Khavaran“ an „ein in der Geschichte Irans beispielloser Akt von Gewalttätigkeit – beispiellos in der Form, Intensität und der Art und Weise, wie die Hinrichtungen ausgeführt wurden" (Abrahamian, Tortured Confessions).
Nach Khomeini kommt Khamenei
Nach Khomeinis Tod im Jahr 1989 sollte eigentlich sein Sohn die Nachfolge antreten. Dieser kam jedoch auf mysteriöse Weise ums Leben. So wurde der damalige Präsident Khamenei zum Geistigen Führer ernannt. Er führt einen Feldzug gegen Geisteswissenschaften, da Khamenei meint „Islam ist die einzig wahre Wissenschaft“. Unter den Iranern ist Khamenei vor allem wegen seiner Abschreckungsherrschaft bekannt. Diese zeichnet sich unter anderem durch öffentliche Demütigungen wie öffentliches auspeitschen und öffentliche Hinrichtungen aus. Frauen werden von seiner Regierung als minderwertig und nicht gleichberechtigt angesehen. Das iranische Regime unterstützt außerdem offen die Terrororganisationen der Hamas in Palästina und die der Hisbollah im Libanon. Er ist ebenfalls finanzieller Unterstützer des Assad Regimes in Syrien.
Mahmud Ahmadinejad
Das Weltweit wohl bekannteste Gesicht des Iran ist Mahmud Ahmadinejad. Der sechste Präsident der Islamischen Republik Iran schafft es immer wieder, durch geradezu lächerliche Behauptungen während seiner Ansprachen, Politiker zum „Walkout“ zu bewegen. So ist er unter Iranern bereits als „Mahmud der Lügner“ bekannt. Seine wohl größte und lächerlichste Lüge war die Behauptung „Es gibt gar keine Homosexuellen im Iran“, die während einer Ansprache in der Columbia University in den USA für haltloses Gelächter gesorgt hat. Unvergessen auch seine Behauptung der Holocaust sei ein „fabrizierter Mythos, der die Existenz Israels rechtfertigt“. Doch ist dieser kleine lächerlich scheinende Mann einer der gefährlichsten Männer der Welt. Während der Massenhinrichtungen in den 80er Jahren soll er einer der Folterer und Gnadenschützen gewesen sein. Auch an der Geiselnahme der US Botschaft soll er beteiligt gewesen sein. Dieser unbarmherzige Diktator manipuliert Wahlen zu seinen Gunsten und lässt Demonstrationen von Oppositionellen brutal niederschlagen.
Seine Gier nach der ultimativen Waffe, die Atombombe ist wohl kaum zu leugnen. Denn wer sein eigenes Volk verhungern lässt, während Milliarden an Öl und Gas Deals verdient werden, ist wohl kaum an eine friedliche Nutzung der Atomenergie interessiert.
Farbod Mah
farbodm@live.de